Wann Agilität schädlich ist

Ich stelle immer häufiger fest, dass agil, dieses vermeintlich magische Wort, immer häufiger in der Unternehmenskommunikation verwendet wird. Auf Messen, Konferenzen, in Vorträgen oder persönlichen Gesprächen, immer und überall hört und liest man das Wort “agil”.

Bis vor wenigen Monaten habe ich mich jedes Mal über das Wort gefreut, denn es weckte in mir das Gefühl von Aufbruch, von Neuem, von Veränderung. Umso mehr Gespräche ich zu dem Thema führe, desto klarer wird mir jedoch, dass agil aktuell vor allem eins ist: ein Buzzword.

Warum ist das schädlich?

Der inflationäre Gebrauch des Labels “agil” und das Anwenden von agilen Methoden ohne ein echtes Verständnis der Arbeitsweise ist langfristig schädlich für die Menschen, die Methoden und das Mindset, also den Faktoren, die den agilen Ansatz ausmachen. Wir Menschen neigen dazu, uns schnell eine Meinung zu bilden. Ich höre einen Song von einer Band und denke ich könne bewerten, ob ich Ihre Musik mag. Ich esse ein Gericht in einem Restaurant und denke ich könne bewerten, ob ich Gerichte aus dem jeweiligen Land mag. Ich arbeite in einem Unternehmen, das vermeintlich agil arbeitet und denke ich könne bewerten, ob agiles Arbeiten für mich sinnvoll ist. Ähnlich wie Musik und Essen ist Agilität vielseitiger, als der erste Blick es vermuten lässt. Wenn eine Organisation sich den Begriff „agil“ leichtfertig auf die Fahne schreibt, um modern und fortschrittlich zu wirken, birgt es mehr Risiko, als es scheint. Diese Risiken lassen sich in zwei Szenarien abbilden.

Szenario 1:

Bewerber, Mitarbeiter und Kunden glauben mir, dass ich agil arbeite. Sie stellen fest, dass sich nicht viel verändert und speichern agiles Arbeiten als nicht wertstiftend ab. Dies geht gut, solange sich die Welt nicht dreht und Menschen eine homogene Masse sind, welche keine neuen Informationen erhalten. Sobald aber eine der oben genannten Gruppen mit real agil arbeitenden Organisationen zu tun hat, stellen sie fest, dass ich nicht agil arbeite und fangen an mein Handeln zu hinterfragen. Enttäuschung und Misstrauen macht sich breit und ich werde Probleme haben, Bewerber zu überzeugen bei mir zu arbeiten, Mitarbeiter langfristig zu halten und mit Kunden neue Wege zu gehen. Außerdem wird der Widerstand bei der Einführung von neuen, agilen Methoden groß sein und ich verbaue mir als Unternehmen die Möglichkeit, wandlungsfähig zu bleiben. Am Ende bekomme ich die Bewerber, die niemand möchte, behalte die Mitarbeiter, die keine Lust haben, etwas zu verändern und werde Probleme haben neue Kunden zu gewinnen.

Szenario 2:

Bewerber, Mitarbeiter und Kunden glauben mir nicht, dass ich agil arbeite. Ich werde Probleme haben Bewerber zu überzeugen, bei mir zu arbeiten, Mitarbeiter langfristig zu halten und mit Kunden neue Wege zu gehen. Am Ende bekomme ich die Bewerber, die niemand möchte, behalte die Mitarbeiter, die keine Lust haben, etwas zu verändern und werde Probleme haben neue Kunden zu gewinnen.

Warum ist Agilität also schädlich?

Agilität ist alles und nichts! Wenn ich mich mit Agilität auseinandersetzen will, dann sollte ich es nicht nur zum Schein tun. Ich sollte Zeit und Ressourcen investieren, um wirklich zu verstehen, was agiles Arbeiten ausmacht. Denn so lange ich mich nur sehr oberflächlich mit dem Thema beschäftige, bringt Agilität weder mir, meinen Kollegen noch meinen Kunden etwas, sondern kann sogar schaden. Nur wenn ich mich wirklich und mit Neugierde dem Thema widme, kann ich den Mehrwert im agilen Arbeiten sehen und die Chancen nutzen, die es mir bietet.

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